Piercings: der richtige Zeitpunkt, um den Schmuck zu wechseln

Die Entscheidung, sich ein Piercing stechen zu lassen, ist nicht nur mit einem optischen Effekt, sondern auch mit Verantwortung dem eigenen Körper gegenüber verbunden. Die Auswahl an schönen, stylischen und ansprechenden Piercing-Schmuckstücken ist groß, doch die Stichwunde sollte erst vollkommen ausgeheilt sein, bevor der Schmuck gewechselt wird. Wann ist also der perfekte Zeitpunkt, um den Schmuck auszutauschen? Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. An welcher Stelle wurde das Piercing gestochen? Welcher Erstschmuck wurde verwendet? Wie verläuft der Heilungsprozess? Der Mensch ist ein Individuum, daher verläuft der Heilungsprozess bei jedem anders. Zudem spielt die Hygiene und die Pflege des frisch gestochenen Piercings eine entscheidende Rolle. Der beste Zeitpunkt, ein Piercing auszutauschen ist erreicht, wenn der Stichkanal völlig ausgeheilt, entzündungs- und schmerzfrei ist.

Der Heilungsprozess von Piercings

Wie lange es dauert, bis ein Piercing vollkommen ausgeheilt ist, lässt sich nicht mit einem festen Zeitpunkt bestimmen. Die folgende Liste dient somit als hilfreiche Orientierung bei einem normalen Heilungsverlauf. Treten Störungen oder Komplikationen auf, kann sich diese Zeit entsprechend verlängern.

Augenbrauenpiercing:
Augenbrauenpiercings heilen im Regelfall recht schnell ab. 4 bis 8 Wochen reichen in den meisten Fällen aus, um zu verheilen.

Bauchnabelpiercings:
Hier kann die Heilungsdauer sehr variieren – zwischen 4 und 12 Monaten sind einzuplanen. Da Piercings am Bauchnabel häufig äußeren Einflüssen ausgesetzt werden, ist eine intensive und aufmerksame Pflege unabdingbar. Gürtel, Hosenbund und andere Reibungen mit Textilien können das Piercings immer wieder reizen und den Heilungsprozess verzögern. Gerade bei diesem Piercing spielt auch das persönliche Immunsystem eine große Rolle. Eine gesunde Lebensweise trägt zu einem schnelleren Heilungsverlauf bei.

Brustwarzenpiercing:
Die Brustwarze ist besonders empfindlich und das Gewebe entsprechend empfindlich. Zudem ist der Stichkanal relativ lang. 6 bis 12 Monate sind hier für den Heilungsverlauf durchschnittlich einzukalkulieren. Doch auch hier spielt der allgemeine Gesundheitszustand eine große Rolle. Während des Heilungsprozesses sollte der Konsum von Zigaretten und Alkohol eingeschränkt, im Idealfall sogar ganz eingestellt werden. Eine gute und ausgewogene Ernährung kann den Heilungsverlauf dafür positiv beeinflussen.

Intimpiercings bei Frauen:
Intimpiercings heilen meistens besser als gedacht ab. Obwohl der Intimbereich sehr sensibel und empfindlich ist, verläuft der Heilungsprozess meistens unkompliziert ab. Piercings an den inneren Schamlippen (Labia Minora) benötigen üblicherweise zwischen 2 und 4 Monate, um abzuheilen. Bei den äußeren Schamlippen (Labia Majora) ist eine Heilungszeit von 4 bis 6 Monaten einzuplanen. Diese Differenz erklärt sich dadurch, dass die äußeren Schamlippen leicht an Slips und Hosen reiben, somit leichter gereizt werden können, während die inneren Schamlippen relativ geschützt sind. Eine intensive Pflege sollte selbstverständlich sein. Kamillebäder können den Heilungsverlauf begünstigen. Auf Geschlechtsverkehr ist in den ersten Wochen zu verzichten.

Intimpiercings beim Mann:
Piercings im Intimbereich des Mannes können an verschiedenen Stellen gesetzt werden. Der Heilungsprozess hängt daher entscheidend von der gewählten Stelle ab. Piercings, die durch die Eichel (Ampallang) oder den Schwellkörper (Apadravya) gestochen werden, benötigen in der Regel zwischen 4 und 12 Monate zur Heilung, in Einzelfällen auch länger. Gleiches gilt auch für das Prinz Albert-Piercing. Oetang-, Pubic-, Guiche- oder Frenulum-Piercings – also alle Piercings, die nur durch dünne Haut gestochen werden – heilen deutlich schneller. In den meisten Fällen sind die Stichkanäle bereits nach 2 bis 6 Wochen vollkommen verheilt. Bei Intimpiercings ist auf eine perfekte Hygiene zu achten. Auf Geschlechtsverkehr ist in den ersten Wochen der Heilung zu verzichten.

Lippenpiercings:
Der Bereich rund um die Lippen heilt im Regelfall recht schnell ab. Nach 4 bis 7 Wochen ist der Heilungsprozess meistens schon abgeschlossen. Es wird empfohlen, als Erstschmuck Stecker oder Stäbe einzusetzen. Bei gebogenen Piercings oder Ringen kann sich die Heildauer verlängern.

Lippenbändchen-Piercing:
Beim Lippenbändchen ist der Stichkanal besonders kurz, da das Bändchen sehr dünn ist. Der Heilungsprozess dauert daher selten länger als 2 bis 4 Wochen.

Piercing im Nasenflügel (Nostril):
Der Nasenflügel ist relativ dick, heilt aber meistens innerhalb von 4 bis 8 Wochen komplett aus. Wichtig ist hier, beim Putzen der Nase äußerst vorsichtig zu sein, um mit dem Taschentuch nicht am Piercing hängenzubleiben.

Piercing Nasenscheidewand (Septum):
Bei einem Piercing durch die Nasenscheidewand ist mit einer Heilungsdauer von 6 bis 12 Wochen zu rechnen.

Ohrpiercings (Lobe):
Die klassischen Ohrlöcher sind die bekanntesten und einfachsten Piercings. Die Löcher in den Ohrläppchen sind meistens bereits nach 2 bis 4 Wochen verheilt.

Piercings durch den Ohrknorpel:
Da der Ohrknorpel aus einem sehr festen Gewebe besteht, ist der Heilungsprozess nach dem Stechen eines Piercings entsprechend langwierig. 4 bis 6 Monate sind in diesem Bereich nicht ungewöhnlich (z. B. Helix oder Tragus). Gepunchte Piercings heilen an diesen Stellen oftmals schneller. Ein gut ausgebildeter Piercer kann hier fachkundig beraten und Hilfestellung bei der Entscheidung bieten.

Zungenpiercing:
Der Heilungsverlauf bei Zungenpiercings ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Da das Gewebe der Zunge sehr weich ist, kann der Heilungsprozess durchaus nach 3 bis 5 Wochen abgeschlossen sein. Hier ist jedoch die Ernährung von entscheidender Bedeutung. Milchprodukte, säurehaltige Lebensmittel, Säfte oder auch Alkohol und Zigaretten verzögern den Heilungsprozess erheblich. So sollte gerade bei diesem Piercing auf eine gesunde Lebensweise geachtet werden.

Piercingschmuck wechseln

Das Wechseln eines Piercings kann sich als äußerst filigrane Aufgabe gestalten. Das Piercing sollte erst ausgetauscht werden, wenn der Stichkanal vollständig ausgeheilt ist. Wer unsicher ist, sollte den ersten Schmuckwechsel vom Piercer durchführen lassen. Der Erstschmuck muss vorsichtig entfernt werden, um den frisch ausgeheilten Stichkanal nicht erneut zu verletzen. Zudem sind Kugeln und Aufsätze teilweise sehr klein und somit schlecht zu halten. Vor dem Spiegel verhindern die Finger häufig den Blick auf das Piercing, so dass es sich als schwierig erweist, den neuen Schmuck richtig zu stecken oder zu verschrauben. Es ist ein echtes Geduldsspiel, doch wie bei allem im Leben macht auch hier die Übung den Meister. Zu berücksichtigen ist ebenfalls, dass sich Schmuck bei Piercings mit kurzem Stichkanal einfacher wechseln lassen als bei Piercings mit langem Stichkanal. Beim Bauchnabel- oder Brustwarzenpiercing sollte also entsprechend Zeit eingeplant und behutsam vorgegangen werden.

Bitte beachten!
Die hier angegebenen Heilungszeiten sind lediglich Richtwerte und setzen eine angemessene Pflege und Hygiene voraus. Der Heilungsverlauf wird durch den persönlichen Lebenswandel, den gesundheitlichen Status, die Ernährung, verschiedene Umwelteinflüsse, das Material des Schmucks und noch viele weitere Faktoren beeinflusst. Es ist also gut möglich, dass die Heilung schneller verläuft oder auch länger dauert. Sollten während des Heilungsprozesses Probleme auftreten (z. B. Reizungen, Entzündungen, Blutungen, wildes Fleisch), ist es wichtig, den Piercer zu kontaktieren, im Zweifelsfall auch einen Hautarzt. In den seltensten Fällen ist es notwendig, das Piercing zu entfernen. Doch dies ist im Einzelfall und unter medizinischen Aspekten zu entscheiden.